Wichtig – unwichtig – Egal, ich schlepp´s mit!


10.02.2019 / Claudia Pinkl /

Hatte ich doch am Freitag und Samstag wieder meine Achtsamkeitszeit an der PH. Portfolioarbeit stand unter Anderem am Programm. Was soll ich sagen. Ich hab genau hingeschaut, ausgepackt, Entscheidungen getroffen und beschlossen, was und wer ab jetzt ganz nah mit mir durchs Leben gehen. Ganz achtsam!

Achtsamkeit in dieser Art – nicht mit mir!

Am ersten Studiums-Wochenende im Oktober 2018 bekamen wir die Aufgabe jeden Tag zu meditieren, Achtsamkeit zu praktizieren. Formale Achtsamkeit. Und informelle Achtsamkeitsübungen. Und dazu parallel ein Achtsamkeitstagebuch zu schreiben. Ein Portfolio.

Oh mein Gott, was wollen die von mir?!? Ich war fertig mit meiner Claudiawelt. Täglich. Die meinen dieses jeden Tag mit täglich. An jedem verdammten Tag. 3 Minuten. 10 Minuten. 25 Minuten. Das sind – verdammt, ich kann das nicht umrechnen – verdammt viele Sekunden meines Lebens! Na sicher nicht. Das waren meine ersten Gedanken. Doch die wurden verfolgt. Von diesen Gedanken hier: Portfolioarbeiten – ich mag sie einfach nicht. Hab seit meiner Zeit als Studentin an der PH eine leichte Abneigung gegen dieses Wort. Weil Seminararbeiten dahinter versteckt waren, die ich  – unter uns gesagt – manchmal auf Sinnhaftigkeit und Praxisbezug – hinterfragt hab. Und wenn ich an der PH jetzt als Lehrbeauftragte ein Portfolio von den Studierenden verlangen soll, dann speilt sich in mir so einiges. Vorgaben sind jedoch vorgegeben, und an Regeln muss sogar ich mich halten.

Hilfe, ich kann das nicht alleine!

Also ist mit Anfang Oktober ein kleines Ablehnungs-Monster bei mir eingezogen namens Sichernicht. Sichernicht hat sich aus meinen Ohren keinen Moment lang wegbewegt und die Dauerschleife laufen lassen: Tägliche Meditation – sicher nicht. Portfolioarbeit – sicher nicht. Gedanken dazu aufschreiben – sicher nicht. Dazu hast du keine Zeit, du denkst so anders, das passt nicht in das System Achtsamkeit. Sichernicht war da, brav stur, bockig und sehr hartnäckig. Und weil Sichernicht nicht alleine leben mag, hat es sicherheitshalber gleich mal seine Zwillingsschwester mitgebracht.

Dieverlangendas war bis gestern ständig am Wort. Hat sich wie ein hyperaktives Kind in meinem Kopf, dann in den Schultern, später im Bauch und schlussendlich in meinem Herzen eingenistet und diese Wohnungen ununterbrochen besetzt. Ist in mir herumgesprungen und hat ein Konstrukt in mir aufgebaut, das mein Leben an den Rand des Wahnsinns geführt hat. Nicht 1x ist sie auf Urlaub gefahren, dieses Schlechtegewissenmädchen!

Eine neue Tasche fürs Studium

Als ich mit dem Studium begann hab ich mir eine neue Tasche gekauft. Für meine Unterlagen, den Laptop, die Thermoskanne, und 1000 andere wichtige (!!) Sachen. Damit ich alles mitschleppen kann, was wirklich, wirklich wichtig und wesentlich ist. Da diese Tasche echt groß und geräumig ist – vergleichbar mit einem 7-Sitzer-Van  – ist da auch viel reingewandert. Und weil der Bodyvan so komfortabel ist, hab ich ihn gleich als Alltagsbeutel genommen. Mini-Federschachtel, Riesen-Kalender, Handcremen (ja, mehrere), Post-it, Taschentücher, Feuchttücher für meinen zarten Po, Feuerzeug (obwohl ich nicht rauche), Mini-Taschenlampe (??), Duft, Ladekabel, Ersatzsocken, Einkaufstasche und Glücksbringer vom Vorjahr (peinlich) mussten umziehen. Ganz klar.

Mehr kommt da nicht rein!

Kurz haben sich Sichernicht und Dieverlangendas zu Wort gemeldet – bloß hab ich keine Ahnung, was sie gesagt haben. Ich bin ja achtsam und höre nicht allem! Kann schon sein, dass da was war wie: MEHR kommt da nicht rein! Denn für mein Achtsamkeitstagebuch war bis gestern KEIN PLATZ in der Tasche…

Ich räum mal auf mit mir!

Als ich mir gestern dann die Frage stellen musste: Was hält mich vom Schreiben in meinem Achtsamkeitsportfolio?, machte es laut Bummkrach in mir. Das Konstrukt von Dieverlangendas ist zusammengebrochen und Sichernicht hat das Ohrennest mit Vollgas verlassen.

Mach es auf deine Art. Klebe Zetterl ein, wenn du dein Buch nicht bei dir hast! OMG! Warum hatte ich mein Achtsamkeitstagebuch nicht bei mir??  … Weil ich mir dafür keinen Raum gegeben hab. Ich dumme Nuss! Ich hab mich selbst beschnitten. Hab mich von den Antreiber- und Gewordenheits-Zwillingen Sichernicht und Dieverlangendas beherrschen lassen. Die sind doch tatsächlich an meiner Steuerbrücke im Gehirn gegessen! Unglaublich! Wer, bitte, hat sie dorthin gelassen?!?!? Wer war da so unachtsam und verantwortunglos?

Steuerbrücke Claudia!

Nun, in der Rückwärtsschleife betrachtet: Eh logisch, dass die beiden die Steuerbrücke in der Steuerungszentrale Claudia besetzt haben. Hab ich mich aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen in der Vergangenheit und meiner Gewordenheit gegen das Neue gewehrt und Verbündete in mein Leben geholt.

Dabei ist ein Portfolio etwas Großartiges. Einmaliges. Wunderschönes. Eine Sammelmappe mit Kunstwerken.

Und ja: Achtsamkeit ist eine Kunst, die sich entwickeln darf. Die geübt, vertieft, verinnerlicht werden will.

Claudia an Hirn, Herz, Schultern, Nacken, Bauch, Ohren und alle ClaudiaZellen: Ab jetzt hat Achtsamkeit das Steuer über!

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-halt-gluhwurmchen-573299/



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