Es ist was es ist

Mein Pinklmann hat ja im Jahr 2017 Gedichte von Erich Fried vertont. Gemeinsam mit seinem Ensemble Fandujo und Shlomit Butbul hat er sie – ich weiß nicht wie oft und wo überall – aufgeführt. Daher habe ich einen wirklich innigen Bezug zu den wunderbaren Werken … zumal sie in unserem Haus, in seinem Proberaum geschrieben wurden… Wie spannend war es, als Shlomit zu den Proben kam und ich erstmals die Sprache zu der Musik und die Töne zu den Worten hörte… Eindrücke, die ich seither in meinem IchgebdiesesGefühlniemalswiederherGlas gut geschützt bei mir habe. Wenn ich mir – so wie heute – ganz bewusst das Gedicht „Was es ist“ hevor hole und es lese – Wort für Wort, dann schaue ich mir auch gerne den Live-Mitschnitt aus dem Odeon an. Um einfach nochmals einzutauchen. Um nochmals eins zu werden.

Um ganz bei mir anzukommen

Bei sich selbst anzukommen. Ob das jemals machbar ist? Sich selbst zu spüren. Ob das unangenehm sein kann? Sich selbst zu finden. Ob man sich selbst überhaupt suchen kann? Sich selbst anzunehmen, wie man ist. Ob man das überhaupt will? Zu sich selbst zu stehen. Ob es nötig ist für ein glückliches Leben? So viele Fragen, die schon wieder in der Pinklfrau auftauchen…

Sich um sich selbst kümmern

Den Fokus auf mich selbst, auf mein Inneres, auf meine Bedürfnisse legen – das mach ich schon seit langer Zeit. Manche haben der Pinklfrau unterstellt egoistisch zu sein. Nun, ich würde meinen, es kommt auf den Blickwinkel an. Die eine Sichtweise versteht unter Egoismus eine Haltung, die mit Selbstsucht, Eigenliebe und Ichsucht zu vergleichen ist, weil das Erlangen von Vorteilen für die eigene Person im Vordergrund steht. Nein, da ist nicht der pinklische Ansatz von Egoismus! Ich bin da im philosophischen Kontext beheimatet und lebe Egoismus als eine Lehre, ja, sogar Anschauung, nach der das Handeln auf Selbstliebe beruht.

Wenn ich mich mit dem Gedicht „Was es ist“  von Erich Fried auseinandersetze und mir Fragen dazu stelle, um mich zu ent-wickeln, um mich tiefer kennenzulernen, um an die tiefsten, schwärzesten Punkte zu kommen, dann mache ich das zwar in erster Linie für mich, aber in Wahrheit auch für alle um mich herum. Dann handle ich eigentlich altruistisch und zerlege mich selbstlos und uneigennützig, um anderen zu helfen. Denn ich bin niemandem eine Hilfe, wenn ich mich nicht spüre.

Wenn der Monkey Mind über mich herrscht!

Wenn ich mich von meinem Affen Husch herumkommandieren lasse. Wenn ER schon wieder meine Gedanken steuert und lenkt. Und mich nervös an der Innenwand meiner Backe kauen und knatschen lässt. Wenn ich nervös an meinem Ehering zu spielen beginne, weil ich etwas Wirkliches spüren muss. Wenn ich unruhig werde und keinen klaren Gedanken fassen kann. Wenn ich beginne in die Angst zu gehen – in die Ungewissheit – in den Zweifel. Wenn mir der Affe quasi Zucker gibt…

Es wahrnehmen

Sobald ich es bemerke – und darin bin ich mittlerweile schon echt gut – in dem SichselbstaufdieSchlichekommen und PinklfrauselbstDetektivsein, halte ich inne (egal, was ich mache) und atme tief durch. Dann schließe ich die Augen und versuche mir Husch vorzustellen, der in meinem Kopf schon wieder Blödsinn anstellt. Spätestens jetzt muss ich lachen 😉 und dann rede ich mit Husch und sag ihm: „Hi Husch! Nur zur Info: Es ist was es ist. Und ab jetzt bist du gusch!“

Und dann, dann bin ich froh, dass ich meinen Insert-Dolmetscher Husch hab, denke ich an das Gedicht von Erich Fried und an die Musik von meinem Pinklmann und versuche in Pinklfrauart selbstbestimmt mit meinem Daistwasundichweißnichtgenauwasesmitmirmachtunddasmagichnicht-Ding klarzukommen.

Weil ich ganz bei mir bin

Und mich zerlege. Mich den unangenehmen Gefühlen stelle. Mich versuche zu finden. Und mit meinem Freund, dem Affen Husch, ehrlich kommuniziere. Schön, dass es dich gibt!

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

(Was es ist – Erich Fried)

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/affe-behaart-dschungel-haarig-1238352/