I bin anders
Lieblingslied
Heute hat mich mein Pinklmann aus der Reserve geholt. Weil eigentlich wollte ich über ein ganz anderes Thema schreiben. Über meinen Gong. Als ich dann gesehen hab, was er heute unter seinem allabendlichen „Corona kann mich mal“ gepostet hat, war meine Blogidee innerhalb von Sekunden gelöscht. Im Kopf. Im Herz. Und auf meiner Website sowieso. Nicht mal als „Entwurf für irgendwann“ hab ich es gespeichert… OMG!
Flashback
Ich weiß es noch ganz genau. Angefangen hat alles im Raucherkammerl (da gab es sowas noch) der VS und ASO Bad Erlach. Wir saßen nach dem Unterricht beisammen und machten Seelenhygiene. Die Nicht-Raucher saßen bei den Rauchern und alle quatschten durcheinander und nach 3 Zigarettenlängen ging es allen besser. Das waren noch Zeiten… Auf jeden Fall erzählte Lore, dass die Gemeinde eine Idee hätte und eine CD aufnehmen würde und alle Musikbegeisterten (Schule, Kindergarten, Vereine, …) sollten sich daran beteiligen. Alle wussten: die Pinklfrau singt jeden Tag mit ihren teils schwerstbehinderten Schülerinnen und Schülern – laut, falsch und mit ganz viel Begeisterung. Und so kam die Idee auf, dass sich auch die „Sonderschule“ an der CD beteiligen sollte. Na genau… Für eine CD reichte unser Können nicht. Da war ich mir sicher… Doch Lore sah mich verdattert an und meinte: „Dein Mann ist Musiker! Der soll euch was schreiben!“
Mach was!
Daheim hab ich von der ganzen Sache dann dem Pinklmann erzählt. Also eigentlich nur zwischen Tür und Angel. Denn ich war gerade auf dem Weg zum Cooldownwarmup des Tages. Am Weg in die Badewanne. Und ja, obwohl ich wusste, dass Tür- und Angelgespräche meistens schlecht ausgehen, hab ich es gemacht. Ich hab dem Pinklmann umrissen, dass in meiner Klasse die unterschiedlichsten Kinder sind. Große. Kleine. Jüngere. Ältere. Einzelkinder. Geschwisterkinder. Manche mit Brille und andere, die man aufgrund ihres Turbos niemals (und wenn ich sage NIEMALS, dann meine ich auch niemals) auslassen durfte. Und ich hab ihm erzählt, dass manche mehr können als andere. Manchmal aber auch weniger, als die Eltern sich erhofften… Und dass es nicht immer leicht ist mit ihnen.
Das alles hab ich erzählt.
Und auch, dass ich immer versucht hab, jeden und jede so zu nehmen, wie er/sie ist. Einfach so. Egal, mit welchen Herausforderungen er/sie zu kämpfen hatte … ob mit geistigen, körperlichen oder sozialen. Und dass jeder und jede ein Schatz für sich ist. Auch, wenn mir oft zum Weinen war (…und ich hab oft geheult! Wirklich!)
Ich hab’s zusammengefasst mit „Jeder ist anders – und doch so gleich. Manche von ihnen sind echt arm – andere reich. Aber alle, weißt du Pinklmann:
ALLE sind es wert geliebt zu werden
Als dann die Badewanne sich recht vollgelaufen angehört hat, bin ich gegangen. Hab mich für eine kurze Ewigkeit aus dem pinklischen Alltag (damals noch mit 2 kleinen Pinklkindern) genommen. Als ich frisch glänzend, dampfend und halbnass mich wieder im Proberaum blicken ließ, meinte der Maestro nur: „Hör’s dir hier mal an“
I bin anders, i bin gleich
Ich war begeistert. Hab geheult. War so geflasht, weil mich der Pinklmann einfach verstanden hat… Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, dass ich mit dem Lied im Schlepptau sogar zu Radio Niederösterreich fahren und ein Interview geben würde – ich wäre glatt tot umgefallen.
Dann haben wir geprobt. In der Schule. Stückweise. Mit und ohne Joe. Und dann kam der Tag der Aufnahme. Es war einfach sensationell … 2 Mal haben wir es eingesungen. Es wurde mitgeschnitten. Wir haben alles gegeben. Alle. Der eine, der immer sein Fetzerl zwischen den Fingern bewegt hat. Hat mitgesungen. Der andere, der sich die Ohren zugehalten. Hat mitgesungen. Sogar die megacoolen Burschen, die sich sonst von niemandem was sagen haben lassen. Alle haben mitgesungen. Und dann war da noch das eine Mädchen, das immer geglaubt hat, sie sei so etwas wie eine Versagerin. Sie dachte, niemand würde sie mögen. Sie könne nicht viel. Und dann tat sie etwas, das mich unendlich geprägt hat. Genau dieses Mädchen hat sich am Ende hingestellt und ganz alleine – solo – den Refrain eingesungen. Live. Ohne Begleitung. Nur sie. Aus dem tiefsten ihres Herzens…
I bin anders, i bin gleich – i bin arm, i bin reich – und i bin ganz viel Liebe wert.
Als die Aufnahme im Kasten war, hat sie mich mit ihren lustigen Augen und den Pausbacken im Gesicht angeschaut und voller Stolz gesagt: „Wenn ich groß bin, dann werde ich Sängerin!!“ Ich habe ihr – und dazu stehe ich immer noch – geantwortet: „Du musst nicht groß und erwachsen werden. Du bist für mich eine der größten Sängerinnen, die ich kenne!“