Ich bin zuhause
Zuhause
Daheim sein. Zuhause sein. Im Haus sein. Innen sein. In sich sein. Eins sein. Einsam sein. Ein Samenkorn sein. Schon spannend, was da alles in mir hochkommt. Naja, ganz freiwillig hab ich mich damit nicht auseinander gesetzt. Einer der vielen Arbeitsaufträge hat mich zu dem heutigen Blog geführt. Hat mich – ob ich nun wollte oder nicht – schlussendlich dazu gezwungen.
Home-Office
Die große Überschrift war Home-Office. Ich möge meinen Home-Office-Platz bitte beschreiben. Ganz genau. Alles – wie ich ihn wahrnehme. Wir ich mich in ihm fühle. Wie er aussieht. Riecht. Sich anfühlt. Schmeckt. Na genau! Wie er schmeckt… Zuerst hab ich gelacht, dann die Augen über diese Übung zur Raumwahrnehmung verdreht und schlussendlich gekostet. Ja, Pinklfrau hat den Tisch gekostet. Nein, ich hab ihn nicht abgeschleckt! Also bitte!! Ich hab die sauren Zuckerbröseln, die aus dem „saure Erdbeeren-Packerl“ auf die Schreibtischplatte geflutscht sind, gekostet. Hmmmmm …. schmecken genau so wie die, die noch im Sackerl sind. Dann hab ich wieder gelacht. Über die Pinklfrau und über den Arbeitsauftrag. Aber nicht lange. Weil dann hat es klickdiklick gemacht. Auf einmal hab ich es kapiert….
Vom Boden essen
Meine Oma hat den Ausspruch benutzt: So sauber, dass man vom Boden essen könnte. …das muss man sich jetzt bitte in einem wohlfeilen Hamburger Dialekt vorstellen 😉 Nun, auf jeden Fall hab ich dann mitten drinnen – mein MacBook speichert GsD automatisch – alles stehen und liegen gelassen und bin putzen gegangen. Hab mein derzeitiges Home-Office sauber gemacht. Hab den Sau-Bär(en) vertrieben. Schachteln ausgeräumt und entsorgt, Staub gewischt, aufgewaschen, geräuchert, ein bisschen umgestellt und mir sogar einen Baum aus dem Erdgeschoss in meinen neuen-alten Raum geholt. Echt – Oma wäre stolz auf mich. 😉 Der ältere Pinklhund hat sogar schon probiert vom Boden zu essen… war lecker 🙂
Back to the roots
Was ich dazusagen muss: Mein neues-altes Home-Office ist in meinem ehemaligen Praxisraum in Pinklhausen im Keller. Ein Raum, den ich vor knapp 3 Jahren zurückgelassen habe, weil ich dann ja ins Institut gezogen bin. Seither ist der Raum einsam und verlassen. Er beherbergt zwar alle Möbeln und Accessoires aus der Home-Praxis-Zeit, aber in Wahrheit ist aus der entzückenden Praxis ein Abstellraum auf einem 4 Sterne Niveau geworden. Nach dem 13. März bin ich gezwungenermaßen wieder hierher gezogen und verbringe zwischen 6 und 10 Stunden pro Tag hier – mehr ungern als gern. Aber danach fragt ja eh niemand. Auf jeden Fall bin ich zurückgekehrt. In mein Daheim. Dorthin, wo alles seinen Anfang genommen hat. Dorthin, wo ich mit meinem Herzblut alles auf den Kopf gestellt und mein Leben umgekrempelt hab. Dorthin, wo ich – so wie mein Pinklmann – aus mir heraus erschaffen habe. …und es wieder tue…
Wahrnehmen
Ja. Ich nehme wahr, was sich da alles zeigt. Welche Fragen in mir auftauchen… Wo mein Blick hängenbleibt… Wie ich mich fühle, wenn ich an die unbenutzten Räume im Institut denke… Und mich umsehe und feststelle: Ich hab hier ein kleines Paradies, das wieder zu leben beginnt… Wie schön. Und da sehe ich auf dem Mitkritzelblock neben meinem MacBook in Pinklfraus Schrift einen Satz, der eine tiefe Wahrheit in sich trägt:
Von innen wirke ich, das Außen kommt von selbst.
Ja. Wie innen, so auch außen. (Auch so ein Oma-Spruch, den ich immer gehört hab, wenn sie meinen Kasten im Kinderzimmer aufgemacht hat) Jetzt verstehe ich. Noch klarer als bisher. Dieses Innehalten. Dieses Insichgehen. Dieses nach Innen lauschen. Das bringt zu Tage, was im Inneren ist. Es liefert, quasi wie die Arbeiter im Bergwerk, die Schätze ans Tageslicht. Und draußen erkennt man dann, ob es Sein oder Schein ist, das da heraus gefördert wurde.
Sein – ich bin
Ich habe mich für das Sein entschieden. Für mein Sein. Für das Ankommen in mir. Für das in mir daheim sein. Ganz egal, wo ich bin. Wo ich arbeite. Wo ich denke, fühle, spreche, zuhöre, tue, bin. Und um mich daran jeden Tag zu erinnern, hab ich nachhaltige Worte von Thich Nhat Hanh über den Türgriff an der Außenseite meines neuen-alten Home-Office-Raums geklebt:
Ich bin angekommen – ich bin zuhause
Fotoquelle: privat