Nasse Zehen
Bin gleich soweit!
Jaja … ich beeil mich eh schon! Komme gleich! Der Spaziergang mit dem Pinklmann und den Hundemädels steht an. Ja, zumindest eine Routine, auf die ich mich verlasse kann. Die nicht beschränkt wurde. Nicht dem C-Wahnsinn zum Opfer fiel.
Ruhiger als sonst
Ich trabe neben dem Pinklmann her. Ruhiger als sonst. Versuche die Schritte, die ich setze zu spüren. Nicht nur einfach zu machen, sondern wahrzunehmen. Will mich spüren. Will das Leben spüren. Dieses 2021. Dieses Neue spüren. Aber da kommt irgendwie nichts. Da ist nur … Fußatmenfußatmenfußatmenschnieffußatmenschnieffuß …
Ich versuch dem Pinklmann das Innenleben der Pinklfrau in Worten auszudeutschen. Irgendwie gelingt das nicht. Die Worte fehlen, um das Arge im Inneren auszudrücken. Hmmm. Ruheundchaosundnichtsundpläneundfragezeichen. Ja. Das ist es!
Fragezeichen
Von denen hab ich am meisten in meinem Kopf. Wie denn das alles weitergehen soll? Wie lange es noch dauert? Wann überhaupt irgendwas wieder in einem Pinklfraustyle im Institut passieren kann. Wie lange wird es noch dauern? Wie lange wird es noch dauern, bis mein Pinklmann wieder arbeiten, also spielen … auf der Bühne … irgendwo auf dieser Welt … wird können? Ab wann kann ich wieder Achtsamkeitsabende im Institut machen? Seminare anbieten? Eine neue Ausbildungsreihe anbieten? So von Mensch-zu-Mensch. Nicht online. Sondern echt. Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Weiß, dass es nichts hilft. Und dennoch. Ich hadere. Nehme eine gebeutelte Haltung ein. Wissentlich.
Ein unbenutztes Flussbett
Weil es mir fehlt. Weil ich mich wie ein Flussbett fühle, dass beinahe ausgetrocknet ist. Obwohl Wassermassen zur Verfügung stehen, wird das Flussbett gerade nicht verwendet. Weil das Wasser gerade nicht rinnt. Sondern irgendwo als Schneemasse Urlaub macht. Oder in irgendeiner Wolke am Grenzübergang hängt und dämliche Bestätigungen herzeigen muss. Und sich dann in Quarantäne begeben muss. In irgendeinem Bergsee. Oder weil die Wasserqualität gerade ein wenig in Mitleidenschaft gezogen scheint. Von Schmutz, der erst herausgefiltert werden muss, heißt es von behördlichen Stellen. Ich pack das alles nicht mehr!! Merke, wie meine starken pinklischen Flussbettwände Risse bekommen.
Tränen rinnen über die Wange der Pinklfrau
Ich beende unterhalb der Wehr den gemeinsamen Spaziergang. Sag meinem Pinklmann, dass ich heim will. Mich einigeln muss. Nicht mehr gehen mag. Obwohl die Temperaturen heute so fein wären. Er nimmt die beide Hunde, drückt mir den Schlüssel liebevoll in die Hand und nickt mir wissend zu. Was soll ich sagen … nach mehr als 20 Jahren Pinklmann-Pinklfrau-Sein kennen wir einander gut. Zu gut.
Nasse Steine
Ich gehe den vertrauten Weg zur Schwarza hinunter. Halte den Schlüssel in der Hand. Schritt für Schritt. Behutsam und doch unruhig. Ich will heim. Aber dort, wo ich zu gehen hoffte, läuft ein 3m breites Rinnsal. Das Flussbett ist nicht leer. Die Steine … viel zu rutschig. Das erkenne ich trotz der Tränenansammlung schemenhaft. Über die Steine gehen – nein! Heute ist kein cooler Pinklfrautag. Heute kann ich überhaupt nichts. Ich heule wie ein kleines Kind.
Es gibt keinen Ausweg für mich…
Heute ist ein Schei*-Tag, denke ich noch. Und weil ich keinen anderen Ausweg sehe, gehe ich einfach … ganz, ganz langsam durch das Wasser. Ich hebe ein Bein nach dem anderen. Setze vorsichtig auf. Immer gefasst, dass ich gleich ausrutschen werde und am Allerwertesten lande. Weil es so typisch wäre. Weil es mein heutiges Innenleben so ungeniert rausposaunen würde. Ich geh und spüre, dass das kalte, nasse Wasser mittlerweile auch das Innere meiner Turnschuhe erreicht hat. Merke, wie die Socken das Wasser aufsaugen. Und denk mir dabei:
Vielleicht überstehe ich den C-Wahnsinn ja mit nass-kalten Füßen.
Als ich auf der anderen Seite ankomme – heilundunversehrtundmitnassenfüßenundeinembreitengrinsenimgesichtunddenoochlautschluchzend – denke ich mir: Ich bin zwar nicht über das Wasser gegangen, wie Jesus, aber ich war ganz schön nah dran 😉 und beeile mich nach Hause.
Plingpling
Als ich den Schlüssel in das Haustürschloss stecke, macht es plingpling. Eine WhatsApp-Nachricht. Vom Pinklfraububen. Er schickt einen Artikel aus DerStandard. Online. Mit dem Zusatz: @Mama. Ich muss schmunzeln, als ich in nassen Socken im Vorzimmer stehe und den Artikel online (hier nachzulesen) verschlinge: „Es ist okay, sein Leben nicht im Griff zu haben“
Ja, heute war so ein Tag … so ein Schei*-ichhabgeradegarnichtsimgriff-Tag … zumindest am Vormittag … und ja, auch das ist die Pinklfrau … So sieht man die Pinklfrau vielleicht nicht oft … aber selbstverständlich bin ich das auch. Und während ich das schreibe, wünsche ich mir, dass viele Menschen diesen Blog-Eintrag lesen … und teilen … weil wir alle mal solche Ichhabmeinlebengeradenichtimgriff-Phasen haben …
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