Achtung, Baustelle!
I have arrived, I am home. Im Hier und Jetzt sein. Den Moment genießen. So wie er ist. Nun, nicht unbedingt einfach, würde ich jetzt mal so sagen…
Loslassen als Übung
Beim gestrigen Seminar (8. Modul der Ausbildung, die ich in meinem Institut anbiete) stand „Loslassen“ im Mittelpunkt. Loslassen. Man kann so vieles loslassen. Das Handtuch – nach dem Abtrocknen. Den Teebeutel – nach dem Ziehen. Die Tasche – nach dem Einkauf. Die Türschnalle – nach dem Öffnen/Schließen der Türe.
Es gibt viele solcher Beispiele. Wir lassen los, ohne es zu bemerken. Machen es automatisiert. Nebenbei. Ich übe es regelmäßig und bewusst. Versuche wahrzunehmen, dass ich loslasse und losgelassen habe. Nicht immer – aber immer öfter. Und manchmal lache ich dabei über mich. Und lasse meine Vorstellungen, wie es zu sein hat, los. Oder erkenne, dass ich von alten Vorstellungen gefangen bin.
Das macht viel mit mir
Gestern sagt eine Teilnehmerin, die schon viele Jahre mit mir „sitzt“, also meditiert, dass die Blogs sie so tief berühren. Tränen steigen ihr dabei in die Augen. Dass das Lesen etwas mit ihr „macht“. Sie gar das Gefühl hat, wieder einmal eine Umleitung zu gehen. Anstatt auf ihrem Weg Schritt für Schritt in Richtung Ziel zu marschieren. „Es ist, als wäre da schon wieder ein Baustelle. Die schicken mich wieder einen Umweg. Aber ich habe von dir gelernt, dass ich den Umleitungsschildern folgen darf. Sie führen mich an mein Ziel.“
Ich sehe sie an. Höre sie. Spüre mich schmunzeln. Und merke, dass ihre Worte das ausdrücken, was in mir ist.
Baustelle – nicht schon wieder!
Ja, es ist wie wenn man auf den Weg in den Urlaub ist. Alles geplant. Aufstehen um 5:00 (OMG – das muss eine Liebeserklärung an mich selbst sein). 5:30 – Abfahrt. 5:30:10 – Kontrolle, ob eh alles mit ist (Pässe in unterschiedlichen Farben – also weinrot und grün, Kreditkarte, Mundschutz, Pinklmann). 5:32 – Tiefschlaf auf der Beifahrerseite. Normalerweise bis Graz. Manchmal auch bis nach der italienischen Grenze. Weil man die Strecke nach Grado eh schon im Schlaf fährt (sprichwörtlich gesprochen) und sich da ein Nickerchen leisten kann.
Und dann ist da ein heftiger Stopp. Ein starkes Bremsen. Eine Hand, die mich berührt. Zurückhält. Schützt. Eine Stimme, die sagt: Alles gut, Schatz. Das Auto hat gut gebremst. Baustelle voraus. Jetzt ein Stau. Dort eine Umleitung. Alles gut.
Aha – alles anders!
Früher hätte ich mich geärgert. Weil man mir einen Teil meines Urlaubs ruiniert – mit dieser Baustelle, mit dem Stau, mit der Umleitung. Heute sage ich: Aha, da ist eine Umleitung. Ich finde es einen Moment lang schade, dass wir vielleicht später in unserem 2. Wohnzimmer ankommen, aber es ist so. Wir sind „safe“. Na gut, mal schauen, was wir Schönes, Neues, Besonderes, Interessantes, Lehrreiches auf dieser anderen Strecke entdecken können. Und wenn es nur die Erkenntnis ist: Auch andere Wege führen nach Rom (oder Grado). Auch andere Menschen lassen sich von Umleitungen zu ihrem Ziel leiten. Oder die Erkenntnis, dass eine Umleitung wichtig ist, damit die Bauarbeiter an der Baustelle ihre Arbeit so gut als möglich durchführen können und deshalb die Strecke hier „gesperrt“ ist.
Information ist wichtig
Wenn wir Menschen den Grund kennen, weshalb etwas so ist, wie es ist, dann tun wir uns schon ein Stück weit leichter. Als ich gestern etliche Nachrichten bekam, dass man auf meine Blogs nicht zugreifen kann, war ich verwundert. Also habe ich nachgefragt. Wurde aufgeklärt, dass der Webserver ein Update bekomme hat. Doch scheinbar hat da nicht alles geklappt. Aha – Baustelle. Schade, dass ich im Vorfeld nicht darüber aufgeklärt wurde und hoffentlich ist die Baustelle bald behoben, denke ich mir. Umleitungen?! Keine Ahnung, warum keine Umleitungsschilder aufgestellt wurden. Vielleicht, weil die Bauarbeiter mit Hochdruck an der Behebung des Problems arbeiten. Oder weil Wochenende ist…
Es gibt immer zwei Seiten. Mehrere Perspektiven, aus denen heraus man auf ein Problem schauen kann. Als Erstes zeigt sich alles aus der eigenen Gewordenheit. Dann, mit viel Übung, gelingt es einem auch, dass man in die Rolle anderer schlüpft und durch deren Schablonen auf die Sache schaut.
Wie auch immer: Jetzt ist mal im pinklfrauschen Leben Baustellenzeit. Umleitung hier entlang.