Was ist mit du?
Über Veränderungen, Lösungsansätze und den Wunsch manches zu beschleunigen.
Im März hab ich ein Fortbildungsseminar in einer Volksschule in meiner unmittelbaren Umgebung gehalten. Klar, dass mich da viele Pädagog*innen kennen. Eine kam auf mich zu und ließ mich wissen, dass sie meine Blogs vermisst. Ach ja, meine Blogs… Puhhh. Nun. Da ist gerade … soooooo viel. Ja, ich weiß. Du liest sie gerne, weil sie so authentisch sind und zwischen den Zeilen so manch Tiefsinniges versteckt ist. Mir tut es auch gut, wenn ich schreibe. Aber. Nun. Ich muss jetzt das Seminar halten, winde ich mich aus einer ehrlichen Antwort heraus.
Wann war mein das letztes Mal?
Seit dieser wertschätzenden und herzenswarmen Begegnung sind wieder einige Wochen vergangen. Nun ist Hellblau-Mittwoch. Der Tag vor dem Grün-Donnerstag. Ich nenne ihn Hellblau-Mittwoch. Weil ich beinahe so was wie „Ferien“ habe und „hellblau mache“, aber eigentlich doch nicht (da warten einige Kapitel von Bachelor- und Masterarbeiten auf ein Lesen, Exkursionen werden finalisiert und Bücher für weitere Seminare und Lehrveranstaltungen quergelesen). Bloß kann ich gerade nicht so, wie ich wollte/sollte. Ich bin müde. Seit Wochen. Bin langsam. Genieße die Ruhe und starre Löcher den pinklischen Garten, in das pinklische Haus und verwende die Couch selbst. Ganz zum Leidwesen unserer beiden Hündinnen, die sich irritiert und schlussendlich glücklich zu mir gesellen.
Ich merke, dass die letzten Tage, Wochen, Monate – nein, ganz ehrlich gesagt – Jahre intensiv waren. Aha, so ist das jetzt. Ich merke, wie sehr mich dieser kleine Satz entspannt.
Wann habe ich DAS zum letzten Mal gemacht?
Ich weiß, wann ich das letzte Mal mein MacBook für eine online-Lehrveranstaltung eingeschaltet habe. Auch, wann das letzte Seminar in meinem Institut war und ebenso, wann ich meditiert habe. Meditation und Arbeit stehen auf derselben Stufe. Hmmm, darüber muss ich jetzt mal nachdenken…
Vielleicht, weil Bewusstsein, Bildung und Achtsamkeit in meinem Leben (beruflich und haltungstechnisch) an erster Stelle stehen. Will ich darüber nachdenken? Nein. Ich entscheide mich auch hier für ein „Aha, so ist das jetzt“.
Seit meinem Geburtstag im Februar backe ich wieder. Etwas ganz Neues. So neu, dass sogar meine Schwiegermutter zuerst meinem Mann zu der wunderbaren Topfentorte gratuliert hat, weil sie dachte, das der Pinklmann nun auch das schon übernehmen musste. Nein, nein – made by Pinklfrau! Ich beobachte mich, und muss gestehen, dass sich Fragen in mir auftun: Soll ich aus ihrer Reaktion jetzt was herauslesen müssen? Etwa, dass ich keine gute Haufrau bin? Oder, dass man mir „sowas Normales“ nicht zutraut, weil ich mich in den letzten Jahren dem Studium intensiv gewidmet habe? NEIN! Ich sehe es als ein liebevolles Zutrauen: Ich-traue-es-meinem-Sohn-zu-dass-er-auch-das-kann. Schön, dass mir dieser Gedankensprung gelungen ist…
Ich bin gefordert, weil ich JA gesagt habe
Als ich meine Mutter in ihrem Sterbeprozess begleitet habe, habe ich jeden Tag gebloggt. Da habe ich es gebraucht! Musste es losschreiben. Mir von der Seele schreiben. Über die Zeit mit meinem Vater könnte ich auch Bücher füllen. Da gibt es alles: Lustiges, Erschütterndes, Nachdenkliches, Unverständliches und viel Pinklisches. Bloß: Mir fehlt die Zeit.
Seit beinahe 10 Tagen war ich nicht mehr bei ihm, bei meinem Vater, den ich ja (wie so manche*r von euch weiß) nicht unbedingt als Lotto-Jackpot in meinem Leben bezeichnen würde. Nicht, weil wir wieder böse miteinander sind. Nein. Meine beiden Kinder haben ihn unter sich „aufgeteilt“. Damit ich mal zurücktreten kann, und das, obwohl gerade die Mittagessenslieferung Urlaub macht. Was so viel heißt wie: Wir müssen kochen und meinen Vater versorgen. …Puhhhh… Das checken gerade meine Kids. Was für ein Segen! Sie sind großartig!! Ich spüre, wie viel Druck es mir nimmt. Da kümmert sich jemand anders um ihn. Danke.
Ich atme aus. Spüre nach und erkenne, dass mich dieses „neue Leben“, das seit 18. August 2022 wieder in meinem Dasein Platz braucht, Kraft kostet. Viel Kraft und vor allem Zeit kostet. Ich frage mich, wie lange Dinge wohl noch so sind, wie sie eben sind… Aha, so ist das jetzt.
Du bist anders
In meinen MindfulBeing-Gruppen verweise ich immer darauf, dass wir „anders“, „komisch“ werden, wenn wir in einen Bewusstseinsprozess eintauchen. Also für die anderen Menschen werden wir „anders“ und sie hätten gerne, dass wir so bleiben, wie wir sind. Damit alles so bleibt, wie es ist. Dass sich ja nichts verändert. Weil wir es so gewöhnt sind. Weil wir in der Komfortzone wohnen und man/frau es sich hier gemütlich gemacht hat. Ich muss lächeln. Es gibt immer mehrere Gesichtspunkte, aus denen man/frau das Leben betrachten kann.
„Du hast dich verändert. Die schönste Liebeserklärung, die es gibt.“
Ja, auch ich habe mich verändert, obwohl ich mir im Wesenskern näher bin denn je. Das Leben mit dem leuchtenden Sonnenschein, den informativen Gewitterwarnungen, den samtenen Blüten, den reißenden Alpinbächen und den grasenden Tieren gehört ebenso zu mir, wie das knackende Gestein, die eingeschlossenen Fossilien und Metalle, die nährende Erde und der unterirdische See, die alle miteinander und somit gemeinsam manch seltene Pflanze zum Wachsen bringen und durch die Wärme im pinklischen Erdkern den Pinklfrau-Berg zum dem macht, der er jetzt gerade, in diesem Moment, ist.
Ein Berg, der sich seiner Selbst mit all seinen Qualitäten bewusst ist und den Hellblau-Mittwoch einfach erlebt. Mit all dem, was sich zeigt und ergibt, ohne es beschleunigen oder optimieren zu wollen. Weil es eben jetzt, gerade so ist, wie es ist.