Monkey Mind – Eine Affenbande am Start


23.09.2019 / Claudia Pinkl /

Pinklfrau liegt neben Pinklmann. Er – munter und wie immer am Start. Ich – noch mit mir, dem Erspüren meiner Körperteile und dem Ermunterungsprozess oder viel mehr mit dem Nochimmernichtaufwachzustand beschäftigt. Er – voller Tatendrang, Ideen, Leben. Ich – atmend, das Leben suchend. Er – eine ganze Affenbande im Kopf habend, die sagt, was heute zu tun ist, wohin gefahren wird, welche Projekte nebeneinander mit Leben befüllt werden. Ich – warte auf meinen Affen und hoffe, dass er sich zu erkennen gibt. Nur damit ich weiß, dass es alles ok ist.

Monkey Mind

Die Affenbande im Kopf meines Pinklmannes und mein Affe, der – so ich wirklich munter bin – mein Leben ganz schön auf den Kopf stellen kann, sind momentan ein wichtiger Gesprächsstoff in Pinklhausen. Weil Affe nicht gleich Affe ist. Affengeist nicht gleich Affengeist ist. Und ruheloses Denkschnattern bei jedem anders ist. Anders funktioniert. Andere Auswirkungen hat und anders gelebt wird. Ich versuche die Fähigkeit zu erlangen meinen unkontrollierten Geist, der wie ein Affe von Baum zu Baum springt, zu bändigen. Ihm nicht ständig mit meiner Aufmerksamkeit zu folgen. Ich versuche meinen Affen immer wieder auf den Platz zu schicken, wie einen jungen Hund. Weil ich es in der Ausbildung so gehört habe und komme drauf, dass das keine für mich passende Denkweise ist, den Affen wegzuschicken. ER ist ein Teil von mir. Ich will nichts von mir weggeben, das zu mir gehört. Und ich fange wieder an zu hinterfragen. Ob ich das darf. Dinge einfach anders zu sehen, weil sie im vorgelegten und erlernten Modus Stress erzeugen. Also zumindest mir. Und dann, dann beschließe ich erwachsen zu bleiben und mein eigenes Ding daraus zu machen. So, wie der Pinklmann. Denn der, der hat seine Affenbande auch trainert – aber in eine andere Richtung. Die Affen sind dann zur Stelle, wenn er ein Orchester dirigiert. Oder er eine Produktion koordiniert und noch Chaos herrscht. Dann springen seine Affen nach seiner Pfeife und hören für ihn, was für Pinklfrau niemals erhörbar wäre. Dann sehen die Affe in ihm, was trotz Brille für mich nicht erkennbar wäre.

Und plötzlich hab ich es kapiert!

Er hat eine Beziehung zu seiner Affenbande aufgebaut. Er hat ihnen Aufgaben gegeben. Hat sie trainiert – so wie ich es auch versuche – und sie mit wirklich Wesentlichem beschäftigt. Ihnen das Gefühl gegeben, dass sie nützlich sind. Somit springen sie dann, wenn es wichtig ist, für ihren Affenbandenchef.

Das brauch ich auch!

„Und das noch und das da, das müssen wir auch kaufen.  … und DAS !!!!“, kreische ich in der Spielzeugabteilung bei Ikea. Die Pinkltochter schaut mich groß an, der Pinkltochterfreund verzieht kurz das Gesicht bevor er es entspannt und breit grinst – jetzt weiß er schon wie ich ticke und lacht laut. „Klar, DAS MUSS SEIN.“ Und somit verlasse ich einige Minuten später tiefenentspannt, überglücklich und unendlich dankbar den Ikea. Im Kofferraum sitzt erwartungsvoll eine Affenbande, die nun ein neues Zuhause und ein wichtiges Betätigungsfeld findet. Mein Institut und da ganz speziell die Achtsamkeitsabende.

Gib dem Affen einen Namen

Und mein Plan – dem Monkey Mind eine Gestalt zu geben, ihn greifbar und erlebbar zu machen – ist voll aufgegangen! „Wow, sind die süß! Ohhh, schau! Moi, kann man den angreifen?“ Grade, dass die Affen nicht gleich abgeknutscht werden 😉

Für jede Teilnehmerin des Achtsamkeitsabends war ein Affe da. Zum Ausborgen, klarerweise. Als Arbeitsmaterial. Für die Übungen. Für die Meditation. Um die Hintergrundinfo besser verstehen zu können …dachte der strukturierte Teil in mir zumindest… Doch dann sah mein Affe, wie begeistert, liebevoll, zärtlich, vertraut die Achtsamkeitsmädels mit den „Versuchsaffen“ umgingen und ich hörte mich (oder vielleicht doch meinen Affen) sagen: „Gib dem Affen in deinen Händen einen Namen.“

Zack, damit war alles klar!

Eine Beziehung war da. Zu ihm. Zum Affen. Zum Monkey of the Mind. Denn plötzlich hatte er nicht nur ein Gesicht, sondern auch einen Namen. Er bekam die Wichtigkeit, die ihm zustand.

Darf ich vorstellen?! Affe Nummer 1: Sitz-Platz-Gusch. Vielleicht nicht unbedingt ein schöner Name, aber in ihm war alles inkludiert, was der Affe tun sollte. Sitzen. Ruhe geben und leise sein. Affe Nummer 2: Mr. Bean. Ein kleinwenig anders denkender und Dinge verstehender Affe. Und eine kleine Affendame namens Alice. „Alice, who the f*ck is Alice?“ Wir johlen und grölen und prusten. Tränen laufen uns über die Wangen. Wie passend! Who the f*ck is der Affe, der da schon wieder in meinem Kopf schnattert. Großartig. Ein Affe ist noch namenlos. Hmmm. Das geht plötzlich gar nicht mehr. Wir lassen uns Zeit. Geben dem Affen in uns Raum. Begrüßen jeden einzelnen. Bali Pauli. Ja, dieser Name passt perfekt – und der Affe passt perfekt zu seinem Frauchen.

Die Affen sind mit ihren Frauchen mitgegangen.

Zu ihnen heim. Haben alle ein neues Zuhause gefunden und eine Aufgabe. Sie hören aufs Wort. Einer sitzt beim Waschbecken, um ans achtsame Händewaschen zu erinnern. Und einer sitzt im Auto. Einer auf dem Nachttisch. Damit das Frauchen wieder schlafen kann. Allen wurde die Wichtigkeit eingeräumt, die ihnen zusteht. Jeder Affe hat einen Platz bekommen.

Mein Denkschnatterer sitzt gerade neben mir, beobachtet in Schreibpausen mit mir die Kühe auf der Wiese neben der Terrasse. Er hält mir den Rücken frei für meine Schreibidee und schießt mir hin und wieder ein Wort zwischen die Zeilen. Er ist ein Teil meines Lebens. Und ich bin dankbar für ihn. Für meinen Sitz-Platz-Gusch … „Hmmm, der Name … Pinklfrau, wo ist da die Wertschätzung?“, denke ich jetzt. In genau diesem Moment. Weil dieser Name passt doch gar nicht zu meinem Affen. Und zu mir.

Danke, liebe automatische Rechtschreibkorrektur!

Husch. Ja, mein Affe heißt ab jetzt Husch. Husch Pinklfrau. Das mag ich. Denn die Rechtschreibkorrektur macht aus dem furchtbaren Wort „gusch“ das pinklische Wort HUSCH. Zauberhaft. Erstmals mag ich diese Autokorrektur…

Willkommen Affenbande! Willkommen, Husch! Mein Affe hat sich gezeigt.

Bildquelle: privat



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